Jo' wrote:Ich glaub Menschsein wird überbewertet. Das fiel mir immer wieder in Filmen, vor allem Anime negativ auf. Das dort so'ne "Menschen sind die tollsten" und "alles muss so bleiben, wie es ist" Mentalität verbreitet wird, die mir nicht zu sagt. So wie sich die Welt mir heutzutage zeigt, seh' ich da noch eine Menge Potential nach oben für "(Zwischen)Menschlichkeit".
Das finde ich widersprüchlich. Darin, dass wir als Menschen selbstbewusste, denkende und fühlende Wesen sind, liegt ein gewaltiges Potential - das lässt sich gar nicht überbewerten. Und gerade das Vorhandensein dieses Potentials regt mich doch dazu an, die gegenwärtigen Zustände nicht so zu belassen, wie sie gerade sind, sondern daran mitzuwirken, sie zu verbessern, so dass sich Menschen im Einklang mit ihrer Umwelt weiterentwickeln und mehr von dem ihnen innewohnenden Potential verwirklichen können.
Ist es nicht jedoch so, dass wir über eine Menge der Dinge, lediglich "spekulieren" können? Dass jemand oder ein Buch uns "die Wahrheit" sagt (ähnlich der Eingangsthematik), dass wirklich nur das in einer Dose Nahrung ist, was drauf steht, dass unsere Atemluft Luft oder das Trinkwasser "sauber" sind etc. Es gehört eine Menge bedingungsloses Vertrauen dazu, nicht zu "spekulieren" (was nicht undbedingt "schlecht" ist).
Ich behaupte ja nicht, dass wir nicht spekulieren dürften. Ich reagiere nur dann allergisch, wenn jemand seine Spekulationen als "absolute Wahrheit" verkaufen will. Denn dann ist in dieser Dose offensichtlich nicht das drin, was draufsteht. Bei vielen Fragen müssen wir eingestehen, dass wir die Antworten nicht genau wissen, dass es so oder so sein könnte - und dass wir letztlich mit diesen Unsicherheiten leben müssen.
"Nicht mehr"? Was für Erlebnisse haben dazu geführt?
Die Frage des Vertrauens ist ein Thema für sich. Wenn Du es für interessant genug erachtest, können wir darüber in einem gesonderten Thread diskutieren, sobald wir diese Diskussion abgeschlossen haben.
Viele Menschen kriegen - wie es mir scheint - ihre "Probleme" während ihrer Lebenszeit nicht gelöst. Oft weil sie gar nicht wissen oder glauben, dass sie sie auch zu Lebzeiten hätten lösen können.
Während ich durchaus "Flucht aus der Realitlät" berteibe (Videospiele, Textrollenspiele, Musik etc.). Mir hilft die "spirituelle Ansicht", meine "Probleme" besser zu verstehen.
Es gibt oft genug Probleme, die sich tatsächlich nicht abschließend lösen lassen und mit denen wir leben müssen. Es kommt aber darauf an, nach und nach zu erkennen, was wir erreichen können und was nicht, damit wir nicht voreilig aufgeben und auf etwas verzichten, was mit etwas mehr Beharrlichkeit durchaus noch im Rahmen des Erreichbaren liegt.
Und die "Flucht" aus der Realität muss nicht negativ sein, wenn die Balance stimmt. Ich laufe vor der Realität nicht weg, wenn ich mich mit Fiktionen befasse, solange mir klar ist, dass es sich um eine Fiktion handelt. Wenn das dabei hilft, wieder Kraft zu schöpfen für die Auseinandersetzung mit dem realen Leben, oder wenn es sogar dazu beiträgt, in der Auseinandersetzung mit fiktionalen Situationen das reale Leben besser zu verstehen, dann ist es meines Erachtens eine Bereicherung des Lebens und keine Flucht daraus.
Nur wie willst Du objektiv beweisen, was realer ist? Gehirnforscher stehen vor dem Dilemma, dass sie messen, dass sich das Gehirn bei Visionen/Träumen nicht anders verhält als im "Normalzustand".
Für mich selbst können die Dinge, die ich träume, durchaus eine Realität besitzen, denn es handelt sich dabei um Reflektionen meiner eigenen Persönlichkeit. Aber das ist dann eine Realität "für mich", die mir etwas sagen kann, die aber nicht für andere Menschen gültig ist. Wenn aber jemand mit dem Anspruch auftritt, dass seine Träume auch für alle Anderen Geltung besitzen müssten, dann glaube ich ihm nicht.
So richtig lebhaft unter Ausblendung der "wachen Umgebung"? Ich erinnere mich an einen Klartraum, wo ich meine Hand auf die Wand eines Hauses lege und deutlich das Kratzen und Pieken der rauhen Oberfläche spüre. Das war fast "realer" als im Wachzustand.
In der Erinnerung kann das manchmal schwierig werden, das auseinanderzuhalten, ob ich bestimmte Dinge tatsächlich gesehen oder nur von ihnen geträumt habe. Aber wenn ich mich im wachen Zustand in meine Vorstellungswelt versetze, kann ich das durchaus noch deutlich unterscheiden von der Erfahrung der realen Außenwelt, auch wenn es intensiv sein kann.