Bookworms Rezensionen

Post Reply
User avatar
Bookworm
Preacher of KANAism
Posts: 467
Joined: Sat 05 Feb 2011 10:01
Location: Germany

Re: Bookworms Rezensionen

Post by Bookworm » Tue 05 Apr 2016 08:54

  • Binchou-tan

    Image
    (Quelle: http://www.terradeanimes.blogspot.de)
Inhalt

Binchou-tan (im japanischen Original: びんちょうタン) handelt von den Erlebnissen eines kleinen Mädchens, das für sich allein in einem Haus in den Bergen wohnt. Der Titel ist abgeleitet von dem gleichlautenden japanischen Wort 備長炭, das eine hochwertige Art von Holzkohle bezeichnet.

Die Titelheldin ist ein Mädchen im Grundschulalter. Sie bewohnt ein halb verfallenes Haus weitab von der nächsten Siedlung mitten in den Bergwäldern. Binchō-tan besitzt keine Familie, ist aber mit den Tieren des Waldes befreundet. Sie kleidet sich nach traditioneller japanischer Art, geht grundsätzlich barfuß, und als Kopfschmuck trägt sie ein Stück Holzkohle. Um sich Dinge zu kaufen, die sie nicht selbst im Wald sammeln kann, wie Reis oder Kleidung, lässt sie sich von Vögeln zur nächsten Stadt tragen, wo sie Gelegenheitsarbeiten annimmt. Dabei verwendet sie auch ihre besonderen Fähigkeiten: ebenso wie die Holzkohle, nach der sie benannt ist, kann sie beispielsweise als Wasserfilter oder Deodorant eingesetzt werden. Nach und nach lernt sie dann andere kleine Mädchen kennen, mit denen sie Freundschaft schließt.

Die Anime-Version von Binchou-tan kann man sich beispielsweise hier oder [url=www.http://www.animewow.org/watch-binchou-tan]hier[/url] ansehen.

Meine Meinung

Binchou-tan richtet sich in erster Linie an jüngere Zuschauer. Die Geschichte bleibt zumeist recht simpel und verzichtet dabei auf Verwicklungen oder Dramatik, sondern konzentriert sich auf alltägliche Begebenheiten. Der Zeichenstil mit den übermäßig großen Köpfen und riesigen Augen wirkt zwar etwas übertrieben, aber nicht unpassend für die halb realistische, halb magische Welt, in der Binchō-tan und ihre Freundinnen leben. Sympathisch wirkt die Hauptperson durch ihre Freundlichkeit, die Verbundenheit mit der Natur um sie herum sowie ihre Bescheidenheit, die mit dem einfachen Leben zufrieden ist, das sich auf die unmittelbar lebensnotwendigen Dinge beschränkt. Den Gegensatz dazu stellt die reiche Kunugi-tan dar, die in Luxus und Überfluss lebt, aber dabei einsam und unglücklich bleibt, bis sie Binchō-tan als Freundin gewinnt.

Insgesamt bietet Binchou-tan also auf den ersten Blick eine einfache Kindergeschichte; aber mit ihrer oft leicht melancholischen, dabei aber auch hoffnungsvollen Stimmung vermag die Serie vielleicht gerade dadurch ebenso für erwachsene Zuschauer reizvoll zu sein.

User avatar
Bookworm
Preacher of KANAism
Posts: 467
Joined: Sat 05 Feb 2011 10:01
Location: Germany

Re: Bookworms Rezensionen

Post by Bookworm » Tue 12 Apr 2016 07:59

Inhalt

Centaur No Nayami (im japanischen Original: セントールの悩み, "Die Leiden eines Zentauren") handelt von den Erlebnissen einer Gruppe japanischer Oberschülerinnen - mit der kleinen Besonderheit, dass es sich ohne Ausnahme um mythologische Wesen handelt. Der Titel ist eine Anspielung auf Goethes Roman Werthers Leiden, der in der japanischen Übersetzung 若きウェルテルの悩み (Wakaki Werther No Nayami) heißt.

Wie sähe unsere Welt aus, wenn sich im Lauf der Evolution nicht Menschen wie wir, sondern allerlei mythische Rassen wie Zentauren, Faune oder Kobolde auf der Erde entwickelt hätten? Tatsächlich wären die Unterschiede gar nicht so groß - das wird zumindest in dieser Geschichte behauptet. Die Zentaurin Himeno Kimihara geht zur Schule, tuschelt mit ihren Freundinnen, macht sich Gedanken über ihr Aussehen oder ihre Zukunft - ganz genauso wie es menschliche Mädchen in unserer Welt auch tun. Lediglich der Schnitt der Kleidung ist aufgrund der charakteristischen Körperform etwas anders - und Zentauren haben verschiedentlich mit gewissen Schwierigkeiten zu kämpfen, z. B. dann, wenn sie in Häusern leben, die ursprünglich für Angehörige kleinerer Rassen gebaut wurden; oder wenn es in der Hauptverkehrszeit wieder einmal besonders eng im Zug wird...

Englische Übersetzungen von Centaur No Nayami gibt es beispielsweise hier oder hier.

Meine Meinung

Anders als es die Anspielung auf Werthers Leiden vermuten lässt, verläuft Himenos Leben meist ohne große Dramatik; sie ist ein ganz normales Mädchen im Teenageralter mit ganz normalen Gedanken und Empfindungen. Eine Stärke von Centaur No Nayami ist zweifellos der gut durchdachte Hintergrund der Geschichte; der Autor hat hier nicht nur einfach allerlei Phantasiewesen aufs Papier gebracht, sondern sich ausgiebig mit den biologischen oder sozialen Implikationen ihres Zusammenlebens in einer solchen Welt auseinandergesetzt. Ein gewisser Nachteil rührt freilich daher, dass die Geschichte dabei manchmal zu sehr abschweift und der Handlungsablauf dann mit immer neuen Nebenhandlungen zunehmend ausfasert. Diese Serie wirkt gerade dann am überzeugendsten, wenn sie das alltägliche Leben der Figuren beschreibt - und dabei zeigt, dass die jeweilige Rasse oder ein unterschiedlicher Körperbau für den Charakter letztlich belanglos sind.

Somit ist die Aussage in diesem Manga eine ganz ähnliche wie in Monster Musume No Iru Nichijou; dort allerdings müssen sich die mythischen Wesen in die menschliche Gesellschaft einfügen, während sie hier selbst die Menschheit bilden. Aber Vorurteile und Rassismus werden hier wie dort thematisiert; in Centaur No Nayami sind es dann die Zentauren und Satyrn, die erst einmal ihre Abneigung gegen die antarktischen Schlangenwesen überwinden müssen. Und das macht auch diesen Manga lesenswert, selbst wenn man hin und wieder einzelne Kapitel mit Nebenhandlungen ohne Verlust überspringen kann.

User avatar
Bookworm
Preacher of KANAism
Posts: 467
Joined: Sat 05 Feb 2011 10:01
Location: Germany

Re: Bookworms Rezensionen

Post by Bookworm » Sun 17 Apr 2016 08:19

  • Chobits

    Image
    (Quelle: http://www.fanpop.com)
Inhalt

Chobits (im japanischen Original: ちょびっツ) ist eine Science-Fiction-Geschichte und handelt von den Erlebnissen eines angehenden Studenten in Japan - und von seinem sehr ungewöhnlichen Computer.

In der nahen Zukunft sind Computer - gerade so wie heute schon - aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Ihr Aussehen hat sich inzwischen aber stark verändert: an Stelle der gewohnten Metallkästen treten nun Geräte mit menschlichem Äußeren und entsprechendem Verhalten. Der Unterschied zu den realen Menschen ist nur noch an den großen Ohren zu erkennen, in denen die Kabelanschlüsse versteckt sind. Hideki Motosuwa, der in einem etwas heruntergekommenen Apartmenthaus wohnt und sich auf die Aufnahmeprüfungen für die Universität vorbereitet, wünscht sich ebenfalls solch ein Gerät - aber bei seinem schmalen Budget kann er sich das nicht annähernd leisten. Da findet Hideki eines Tages einen Computer mit dem Äußeren einer jungen Frau beim Sperrmüll - und nimmt den scheinbar defekten Apparat mit nach Hause. Seinem ebenso kenntnisreichen wie hilfsbereiten Freund und Nachbarn Shinbo Hiromu gelingt es nach einigen Schwierigkeiten, Hidekis Neuerwerbung in Gang zu setzen. Zunächst gibt dieses Gerät jedoch nur Töne vor sich, die wie "tschiii" klingen, und wird daher von ihrem neuen Besitzer "Chī" genannt. In der Folgezeit lernt Chī dann allmählich zu sprechen, mit Menschen und anderen Computern zu interagieren und sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden. Aber auch dem Computerkenner Shinbo bleibt ihre Funktionsweise rätselhaft - und so vermutet er, es könnte sich hier vielleicht um einen der sagenumwobenen "Chobits" handeln: Prototypen einer neuen Generation von fortgeschrittenen Computern, die über eigene Emotionen und einen von Menschen unabhängigen Willen verfügen...

Englische Übersetzungen von Chobits gibt es beispielsweise hier oder hier, und den Anime kann man sich z. B. hier oder hier ansehen.

Meine Meinung

Auf den ersten Blick erinnert Chobits mit den Computern in menschlicher Gestalt an Buttobi!! CPU; aber während sich der Inhalt dort auf anzügliche Witze beschränkt, gibt es hier - neben einigem unbeschwerten Humor - tatsächlich eine sinnvolle Geschichte mit durchaus nachdenklichen Aspekten.

Die Hintergrundgeschichte ist in Chobits freilich etwas verworren und stellenweise auch wenig überzeugend; sie trägt verschiedentlich mehr zur Konfusion als zur Erklärung des Geschehens bei. Letztlich ist das meiste davon auch für den Handlungsablauf nicht wirklich erforderlich. Denn der Dreh- und Angelpunkt der ganzen Geschichte ist Chī, ihr Charakter und ihre allmähliche Entwicklung. Sie erinnert dabei etwas an Sū aus Monster Musume No Iru Nichijou, obwohl sie natürlich eine ganz andere Lebensform darstellt. Aber beiden ist gemeinsam, dass es sich charakterlich um Kinder handelt, die sich erst nach und nach grundlegende Fähigkeiten aneignen müssen, um in ihrer Umgebung zurechtkommen zu können. Und beide zeigen dabei eine typisch kindliche Eigenschaft: bevor sie das Denken erlernen, können sie bereits lieben. Und das tut Chī von ganzem Herzen.

Insgesamt spielen bei Chobits die Maschinen durch ihre ausgeprägten Charaktere ihre meist recht linear gezeichneten menschlichen Gegenstücke mühelos an die Wand - neben Chī betrifft das noch Shinbos Laptop-Computer Sumomo mit ihrer ungehemmten Fröhlichkeit und ihrer Hyperaktivität, sowie die mürrische, aber fleißige Kotoko.

Der Anime konzentriert sich hauptsächlich auf die humorvollen Seiten der Geschichte und stellt in erster Linie die Szenen dar, worin Hideki durch Chīs Unwissenheit und Naivität immer wider in problematische und peinliche Situationen gerät. Dadurch tritt die melancholische Stimmung, die im Manga vorherrscht, etwas in den Hintergrund. Aber beide Versionen bringen den Kern dieser Geschichte zum Ausdruck, nämlich Chīs charmante und liebenswürdige Persönlichkeit, und sind deshalb sehenswert.

User avatar
Bookworm
Preacher of KANAism
Posts: 467
Joined: Sat 05 Feb 2011 10:01
Location: Germany

Re: Bookworms Rezensionen

Post by Bookworm » Wed 20 Apr 2016 16:04

Inhalt

Chu-Bra!! (im japanischen Original: ちゅーぶら!!, wörtl.: "Mittel-BH" in der Bedeutung von "BHs für Mittelschülerinnen") handelt von den Erlebnissen einer Gruppe japanischer Mittelschülerinnen - und von ihrer Unterwäsche.

Nayu Hayama hat ein ungewöhnliches Hobby: sie ist fasziniert von Unterwäsche. Das liegt allerdings nicht etwa an einem seltsamen Fetisch der zwölfjährigen Schülerin, sondern am Broterwerb ihrer Familie: ihre verstorbene Großmutter war eine bekannte Designerin für Damenunterwäsche, und Nayus älterer Stiefbruder und Vormund Kengo setzt die Tradition fort. Als Nayu in die Mittelschule kommt, sorgen ihre Interessen zunächst für Irritationen und falsche Verdächtigungen. Aber nachdem sich erste Missverständnisse geklärt haben, knüpft sie Freundschaften an mit der schüchternen Haruka Shiraishi und der energischen Yako Jingūji. Gemeinsam begründen sie dann einen "Unterwäsche-Club", wo Nayu die anderen Mädchen beraten will.

Englische Übersetzungen von Chu-Bra!! gibt es beispielsweise hier oder hier, und den Anime kann man sich z. B. hier oder hier ansehen.

Meine Meinung

Auch wenn es in Chu-Bra!! zentral um Unterwäsche geht, zielt der Humor in dieser Serie bei weitem nicht so tief unter die Gürtellinie, wie man auf den ersten Blick vielleicht vermuten könnte. Nayu und ihre Freundinnen präsentieren sich zwar oft genug in Dessous, aber die Mädchen sind von ihrem Empfinden her noch weitgehend kindlich-naiv und unschuldig - schließlich sind sie alle erst zwölf bis dreizehn Jahre alt. Allenfalls Nayus Schulkameradin Kiyono Amahara, die zwanghaft versucht, bereits erwachsen zu sein, macht verschiedentlich mit ihren spitzen Bemerkungen und gewagten Andeutungen dabei eine Ausnahme, aber auch bei ihr beschränkt sich die Frühreife auf gelegentliche Kommentare. Wer also hier beim Anblick von Minderjährigen in Unterwäsche auf schmutzige Gedanken kommt, ist selbst schuld.

Tatsächlich dient die Unterwäsche in dieser Geschichte oft als Einstieg in allerlei Problematiken, die für die Altersgruppe der Protagonisten charakteristisch sind - der Beginn des Erwachsenwerdens, die Entwicklung des eigenen Körpers, Verwirrung und Unsicherheit hinsichtlich der eigenen Person und der Zukunft, schließlich die erste Liebe... So gesehen ist Chu-Bra!! trotz mancher Alberei gar nicht so trivial.

Der Anime folgt zunächst weitgehend seiner Vorlage; weil im Manga die Geschichte aber deutlich länger ist, bleibt dort auch mehr Raum für die Entwicklung und Auflösung der Konflikte. In den letzten Episoden der Anime-Version wurde deshalb wieder einmal versucht, zum Ende hin eine dramatische Steigerung zu erzielen, die so im Manga nicht vorkommt und wo nun Nayus Grundschullehrer, Herr Tanihara, als Bösewicht herhalten muss. Letztlich wirkt das aber gezwungen und unnötig übersteigert, während der Verlauf der Ereignisse in der Manga-Version einen wesentlich überzeugenderen Eindruck macht.

User avatar
Bookworm
Preacher of KANAism
Posts: 467
Joined: Sat 05 Feb 2011 10:01
Location: Germany

Re: Bookworms Rezensionen

Post by Bookworm » Sat 23 Apr 2016 08:59

  • Hadi Girl

    Image
    (Quelle: http://www.kyokinomanga.blogspot.de)
Inhalt

Hadi Girl (im japanischen Original: はぢがーる, "Das schamhafte Mädchen" handelt von einer japanischen Oberschülerin, ihrer ersten Liebe - und von den übernatürlichen Wesenheiten, die sie dabei (mehr oder minder) unterstützen.

Sae Kagura ist intelligent, sportlich und sieht gut aus - sie besitzt also alle nötigen Qualitäten, um an ihrer Schule von den Jungen umschwärmt zu werden. Aber sie benimmt sich männlichen Zeitgenossen gegenüber grundsätzlich derartig kalt und abweisend, dass sich kaum ein Junge traut, sie auch nur anzusprechen. Während Sae so nach außen hin als ausgewiesene Männerfeindin erscheint, besitzt sie noch eine ganz andere Seite - denn heimlich schwärmt sie für romantische Filme und Liebesromane und träumt dabei nicht weniger als andere Mädchen ihres Alters von der großen, leidenschaftlichen Liebe. Aber von davon darf niemand etwas erfahren - denn Sae ist tatsächlich extrem schüchtern, und auch nur die Vorstellung von einer Liebesbeziehung ist ihr dermaßen peinlich, dass sie ihre Sehnsüchte lieber hinter einer Fassade eiskalter Gleichgültigkeit versteckt.

Doch dann kommen ihr himmlische Mächte zu Hilfe: eine Liebesgöttin namens Raburin erscheint und eröffnet Sae, dass gerade sie dazu auserwählt wurde, das magische Ei zu betreuen, aus dem alsbald die nächste Liebesgöttin ausschlüpfen soll. Als Belohnung dafür winkt ihr die Erfüllung ihrer geheimen Träume: eine wundervolle romantische Liebe fürs ganze Leben. Wenn sie aber versagen sollte, wird sie niemals eine Liebesbeziehung eingehen können. Dabei gibt es noch einen weiteren Haken: um das Ei erfolgreich auszubrüten, braucht es nämlich nicht - wie bei Vogeleiern - Wärme, sondern Liebe; und das bedeutet, dass Sae allerlei Aufgaben erfüllen muss, um der zukünftigen Liebesgöttin ins Dasein zu verhelfen. Doch das erweist sich dann als eine extreme Herausforderung für die schüchterne Oberschülerin: denn gleich die erste Aufgabe verlangt von ihr, einen Jungen aus ihrer Klasse zu umarmen - und das auch noch innerhalb der nächsten 24 Stunden...

Englische Übersetzungen von Hadi Girl gibt es beispielsweise hier oder hier.

Meine Meinung

Hadi Girl ist eine Geschichte mit heiterer Grundstimmung und etwas Klamauk (zumeist verursacht von den Liebesgöttern), aber nicht ohne tiefere Bedeutung. Denn während Sae und ihr freundlicher, aber fast ebenso schüchterner Klassenkamerad Ryō Honda - oftmals mit mehr gutem Willen als Geschick - in eine nicht ganz unkomplizierte Beziehung hineinstolpern, präsentiert dieser Manga nicht nur allerlei mal peinliche, mal lustige Abenteuer des angehenden Liebespaars, sondern beschreibt auch ausgiebig die Gedanken seiner Helden. Dadurch kann man als Leser jeweils den Hoffnungen, Ängsten, Befürchtungen und Sehnsüchten der Protagonisten folgen, während sich ihre Gefühle füreinander nach und nach weiterentwickeln - oder manchmal eben auch nicht. Darin zeigen sie sich dem surrealen Hintergrund in dieser Geschichte zum Trotz letztlich als ganz normale Jugendliche mit den üblichen Unsicherheiten auf dem Weg ins Leben. Dieser Manga ist also in erster Linie geeignet als Lektüre zur Entspannung - mit einem gelegentlichen augenzwinkernden Blick auf die komplexe Psychologie der Jugendzeit.

User avatar
Bookworm
Preacher of KANAism
Posts: 467
Joined: Sat 05 Feb 2011 10:01
Location: Germany

Re: Bookworms Rezensionen

Post by Bookworm » Sun 24 Apr 2016 08:21

Inhalt

Hanamaru Youchien (im japanischen Original: はなまる幼稚園, "Blumenkreis-Kindergarten") handelt von den Erlebnissen einer Gruppe von Kindern und ihrer Betreuer in einem japanischen Kindergarten.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen die dreijährige Anzu und ihre beiden Freundinnen, die schüchterne Kōme und die hochbegabte Hīragi. Die fröhliche, freche und frühreife Anzu sorgt mit ihrer Unternehmungslust und ihren abenteuerlichen Einfällen immer wieder für Trubel und Aufregung im Kindergarten. Sie ist unsterblich in den Kindergärtner Naozumi Tsuchida verliebt, den sie "Tsucchi" nennt und der ihre Kindergartengruppe betreut. Aber irgendwie scheint er die Avancen einer Dreijährigen nicht recht ernst zu nehmen; dabei gibt sich Anzu doch solche Mühe, ihn durch "erwachsenes" Verhalten zu beeindrucken. Doch selbst als sie beim Schwimmunterricht einen Bikini trägt und Tsucchi verführerisch zuzwinkert, hat der auch weiterhin nur Augen für seine Kollegin Nanako Yamamoto, die ebenso hübsche wie freundliche Betreuerin der Gruppe nebenan...

Englische Übersetzungen von Hanamaru Youchien gibt es beispielsweise hier oder hier, und den Anime kann man sich z.B. hier oder hier ansehen.

Meine Meinung

Hanamaru Youchien gehört zweifellos zu meinen Favoriten. Anzu ist einfach allerliebst, insbesondere dann, wenn sie sich wieder einmal darum bemüht, auf ihre Umgebung einen erwachsenen Eindruck zu machen. Denn bei aller Frühreife bleibt sie doch ein kleines Kind und benimmt sich dann auch dementsprechend. Ihre Freundinnen unterstützen sie zwar nach Kräften - aber selbst die geniale Hīragi kann mit ihrer überragenden Intelligenz das Konzept romantischer Liebe nur abstrakt erfassen und gibt Anzu daher regelmäßig Ratschläge, die zwar zunächst von der Theorie her vielversprechend erscheinen mögen, dann aber in der Praxis geradewegs zum nächsten Desaster führen.

Vom Szenario her hat Hanamaru Youchien eine gewisse Ähnlichkeit mit Kodomo No Jikan, wo sich ebenfalls eine Schülerin in ihren Lehrer verliebt; aber anders als dort wird hier im Kindergarten die Geschichte niemals düster oder gar schlüpfrig, sondern bleibt unbeschwert und heiter. Schließlich sind in diesem Fall die Protagonisten noch deutlich jünger und haben auch nicht mit schwierigen Lebensumständen zu kämpfen, sondern wachsen in einer behüteten und liebevollen Umgebung auf. Damit vermögen sie auch ihre Energien kreativ einzusetzen: so verbreitet dann eine Schar von ebenso lebhaften wie liebenswerten Kindern fröhliches Chaos - und es macht Spaß, ihnen dabei zuzusehen.

Während im Manga die Handlung mitten in der Geschichte anfängt, die einzelnen Kapitel dann zumeist relativ unverbunden hintereinander stehen und weitgehend selbständige Einheiten bilden, ist im Anime die Reihenfolge der verschiedenen Einzelgeschichten verändert worden, so dass dort die Episoden aufeinander in einem zeitlichen Ablauf folgen. So beginnt die Handlung in der Anime-Version mit Tsucchis erstem Arbeitstag im Kindergarten und zeigt danach, wie er langsam in seine neue Rolle als Erzieher hineinfindet. Andererseits sind im Anime einzelne Nebenaspekte weggelassen worden, wie die frühere Bekanntschaft von Anzus Mutter Sakura mit Herrn Sotoko, dem Mafia-Boss, oder das Auftreten von Tsucchis kleiner Kusine Tsukushi. Beide Varianten haben also ihre Stärken und Schwächen, wobei es im Anime einfacher ist, in die Geschichte hineinzufinden, weil die Personen hier nach und nach in zeitlicher Reihenfolge vorgestellt werden und der Aufbau der Handlung klarer ist. Dafür ist der Manga umfangreicher und zeigt einiges an Nebenhandlungen, was im Anime weggefallen ist. Letztlich lohnt es sich aber, die lustigen Einfälle Anzus und ihrer Freundinnen in beiden Varianten anzusehen.

User avatar
Bookworm
Preacher of KANAism
Posts: 467
Joined: Sat 05 Feb 2011 10:01
Location: Germany

Re: Bookworms Rezensionen

Post by Bookworm » Wed 04 May 2016 07:52

  • Kami Sen

    Image
    (Quelle: http://www.animeclick.it)
Inhalt

Kami Sen (im japanischen Original: かみせん, "Götterquelle") handelt von den Begegnungen eines japanischen Oberschülers mit allerlei Göttern - die sich dann aber oft genug von einer eher wenig göttlichen Seite zeigen.

Im Mittelpunkt der Handlung steht der freundliche, aber unauffällige Kōtarō Izumi, der zusammen mit seinem jüngeren Bruder Yūjirō bei seinem Großvater Jun'ichirō in einem traditionellen Badehaus wohnt, das schon seit Jahrhunderten von seiner Familie betrieben wird. Allerdings musste das Badehaus geschlossen werden, als die heiße Quelle, die es bisher gespeist hatte, versiegte; deshalb steht Kōtarōs Familie nun unmittelbar vor dem Ruin. Doch es gibt noch eine kleine Hoffnung: denn im Garten hinter dem Haus befindet sich ein kleiner Schrein vor einem Felsen, worin angeblich die Schutzgöttin der Familie Izumi hausen soll. Wenn nun diese mächtige Göttin ihnen in der Not zu Hilfe käme, dann wären doch ganz offensichtlich sämtliche Probleme auf einen Schlag gelöst.

Dann erscheint die Göttin Konoha - und sie bringt tatsächlich die Quelle wieder zum Sprudeln und verjagt die bösen Kredithaie. Doch während sie so ihre Schutzbefohlenen zunächst vor einigen Schwierigkeiten bewahren kann, beschwört sie bald andere durch ihre Anwesenheit erst selbst herauf. Denn Konoha ist nicht unbedingt das, was man sich unter einer Göttin vorgestellt hätte - sie sieht aus wie ein Kind und benimmt sich meist auch wie eines: launenhaft, selbstgefällig und süchtig nach Aufmerksamkeit. Und dann droht sie die Familie Izumi unmittelbar nach ihrer Rettung von neuem in den Ruin zu treiben, als sie sich als Göttin der Armut herausstellt. Noch komplizierter wird die Lage, wenn zu allem Überfluss noch ihre beiden Schwestern auf der Bildfläche erscheinen - Kyōko, die Göttin der Seuchen, und Kotori, die Göttin der Unterwelt...

Englische Übersetzungen von Kami Sen gibt es beispielsweise hier oder hier.

Meine Meinung

Die Götter, die in Kami Sen auftreten, zeigen sich von einer meistens allzumenschlichen Seite: egoistisch, angeberisch, gierig und rücksichtslos. Was sie von den Menschen unterscheidet, sind allenfalls ihre magischen Fähigkeiten, mit denen sie aber mindestens ebenso häufig Schaden anrichten, wie sie für die Menschen Gutes bewirken. Ausgerechnet die Unheilsgöttinen weisen im Gegensatz zu ihren angeblich glückbringenden Kollegen ab und zu auch gewisse Anflüge von Pflichtgefühl und Verantwortungsbewusstsein auf, was aber ihre zerstörerischen Kräfte nur teilweise im Zaum halten kann. Wer jedoch den Zorn der Göttinnen auf sich zieht, hat mit ernsten Konsequenzen zu rechnen: so verwandelt Konoha den ebenso perversen wie geldgierigen Großvater Jun'ichirō gern einmal in eine Ziege - oder, wenn sie wirklich ärgerlich ist, auch gleich in Ziegenmist.

Eine weitere auffällige Eigenschaft der weiblichen Gottheiten ist die völlige Abwesenheit von Schamgefühl; sie erscheinen ohne irgendwelche Bedenken auch vor Publikum splitternackt oder in Reizwäsche (die ihnen Jun'ichirō großzügig zur Verfügung stellt). Obwohl es damit in diesem Manga reichlich nackte Haut zu sehen gibt, hält sich der Effekt oft in Grenzen. Denn die Göttinnen halten sich zwar selbst für unwiderstehlich und umwerfend sexy, erweisen sich aber bei genauerem Hinschauen dann doch als reichlich unentwickelt. Lediglich Makoto Himemiya, die Tochter des Priesters vom nahegelegenen Schrein, die aus heimlicher Eifersucht heraus mit den Göttinnen um Kōtarōs Aufmerksamkeit konkurriert, hat tatsächlich weibliche Formen aufzuweisen.

Insgesamt bietet Kami Sen also in erster Linie abstrusen Klamauk und in zweiter Linie hüllenlose Göttinnen - diese Serie ist damit offenkundig der leichten Unterhaltung zuzuordnen. Nur gelegentlich wird der Ton hin und wieder auch einmal ein wenig ernsthafter - aber das bleibt garantiert nicht lange so.

User avatar
Bookworm
Preacher of KANAism
Posts: 467
Joined: Sat 05 Feb 2011 10:01
Location: Germany

Re: Bookworms Rezensionen

Post by Bookworm » Sat 07 May 2016 08:29

  • Koi Neko

    Image
    (Quelle: http://www.myanimelist.net)
Inhalt

Koi Neko (im japanischen Original: コイネコ, "Liebes-Katze") handelt von den Erlebnissen eines japanischen Mittelschülers, insbesondere von seiner ersten Liebe zu einer Mitschülerin - die sich dann als magische Katze herausstellt.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Shinta Takaoka, ein freundlicher und hilfsbereiter Junge, dabei aber ein eher mittelmäßiger Schüler ohne besondere Eigenschaften. Er hegt eine Vorliebe für Katzen, aber weil sein Vater allergisch gegen Katzenhaare ist, darf Shinta kein eigenes Haustier halten. Trotzdem lässt er manchmal eine streunende Katze aus der Nachbarschaft in sein Zimmer. Dann macht ihm eines Tages ganz unverhofft seine Klassenkameradin Nao Sakurazaki eine Liebeserklärung - und verwandelt sich anschließend vor seinen Augen in die Katze, um die er sich zuvor heimlich gekümmert hatte.

So beginnt nun eine eigenartige Liebesbeziehung; denn Shintas Zuneigung hat Nao zwar dazu verholfen, dass sie eine menschliche Gestalt annehmen kann, aber von ihren Empfindungen her ist sie eine Katze - und möchte auch weiterhin so behandelt werden, was insbesondere im Kreis der Mitschüler des öfteren gewisse Irritationen auslöst.

Englische Übersetzungen von Koi Neko gibt es beispielsweise hier oder hier.

Meine Meinung

Koi Neko ist überwiegend eine heitere Geschichte mit allerlei lustigem Klamauk. Dabei ist diese Serie aber nicht gänzlich oberflächlich und ausschließlich unterhaltend, denn es werden immer wieder auch Aspekte angedeutet, die eine tiefere Bedeutung haben. Zentral geht es hier um das Zusammenleben zweier unterschiedlicher Gruppen mit jeweils eigener Kultur. Menschen und Katzen besitzen jeweils ihre eigenen Traditionen und Verhaltensweisen, die ein Verständnis füreinander manchmal erschweren. So wird Nao, die zwischen den Welten der Katzen und der Menschen hin und her pendelt, wiederholt von den anderen Katzen ermahnt, sie solle sich doch lieber einen Partner aus der eigenen Gruppe suchen - oder die Kontakte zu den Menschen am besten ganz abbrechen.

In diesem "Kampf der Kulturen" bleibt Nao nicht die einzige Katze, die zur magischen Verwandlung in eine menschliche Gestalt fähig ist; aber es fällt den Katzen dann doch schwer genug, sich in die menschliche Gesellschaft einzufügen, ohne dabei aufzufallen. Denn bei aller äußerlichen Anpassungsfähigkeit bleiben sie innerlich doch unweigerlich das, was sie sind. Für Nao selbst aber gibt es mit ihrer Sturheit und Entschlossenheit trotz aller Verschiedenheiten und den unvermeidlich dadurch verursachten Schwierigkeiten letztlich kein Hindernis, das ihre unverbrüchliche Liebe aufhalten könnte. Und das ist die tiefere Botschaft, die sich hinter all dem turbulenten Klamauk in dieser spaßigen Geschichte verbirgt: denn die wahre Liebe bleibt letzten Endes doch stärker als abgrenzende Vorurteile und alle kulturellen Unterschiede es sein könnten.

User avatar
Bookworm
Preacher of KANAism
Posts: 467
Joined: Sat 05 Feb 2011 10:01
Location: Germany

Re: Bookworms Rezensionen

Post by Bookworm » Thu 12 May 2016 07:45

  • Kono Kanojo Wa Fiction Desu

    Image
    (Quelle: http://www.ebay.com)
Inhalt

Kono Kanojo Wa Fiction Desu (im japanischen Original: この彼女はフィクションです, "Diese Freundin ist eine Fiktion") handelt von den Erlebnissen eines japanischen Oberschülers, der sich eine Traumfrau ausdenkt, die plötzlich real wird.

Yūri Hamura ist ein stiller und meist recht zurückgezogener Schüler. In seiner Schule besucht er als einziger Junge die Literatur-AG, ohne aber dort besonders aufzufallen. Da er im realen Leben keine Freunde hat und insbesondere bei den Mädchen auf völliges Desinteresse stößt, konzentriert er sich lieber auf seine Phantasie: seit vielen Jahren arbeitet er heimlich an der Beschreibung seiner Traumfrau. Inzwischen hat er bereits 99 Schreibhefte mit den Zeichnungen und Charakterisierungen seiner Idealvorstellung gefüllt, der er den Namen Michiru Araragi gegeben hat.

Dann aber verliert Yūri auf einmal das Interesse an seiner Schöpfung; denn zum ersten Mal in seinem Leben verliebt er sich in eine reale Frau: Fūko Kuzumi, die stellvertretende Vorsitzende der Literatur-AG, eine angehende Schriftstellerin, die bereits für ihr erstes Werk einen Preis als Nachwuchsautorin gewonnen hat. Er beschließt, sich endgültig von seinen Phantasien zu trennen und sämtliche Hefte mit seinen Aufzeichnungen sowie alle selbstgemalten Bilder von Michiru an einem nahegelegenen Schrein gleichsam als Opfergabe zu verbrennen. Doch dann schlägt plötzlich der Blitz ein, und die Hefte und Blätter in seiner Tasche verwandeln sich auf magische Weise in ein lebendes Mädchen - die erfundene Gestalt seiner Traumfrau Michiru ist auf einmal real geworden...

Englische Übersetzungen von Kono Kanojo Wa Fiction Desu gibt es beispielsweise hier oder hier.

Meine Meinung

Kono Kanojo Wa Fiction Desu hat trotz des fast gleichlautenden Titels keine näheren Ähnlichkeiten mit Kono Oneesan Wa Fiction Desu, auch wenn es in beiden Serien um einen Oberschüler geht, der sich zwischen zwei Frauen entscheiden muss. Aber während dort die Handlung sich in einem doch weitgehend realistischen Rahmen abspielt, besitzt hier die magische Komponente der Geschichte vom ersten Kapitel an eine zentrale Bedeutung.

Dabei kann die Hauptperson nur bedingt überzeugen, denn der Yūri der Gegenwart erscheint als ein recht farbloser Charakter. Der verschlossene, in sich selbst zurückgezogene Junge, der Yūri früher einmal war, der ganz in seiner Traumwelt lebte und das Unverständnis, die Grausamkeit und Gleichgültigkeit seiner Umgebung mit glühendem Hass und Verachtung beantwortete, wäre durchaus eine interessante Figur gewesen; nun aber gewinnt seine Persönlichkeit allenfalls bei den Rückblicken in die Vergangenheit an Tiefe, wenn die manischen und misanthropischen Züge ins Blickfeld treten, die er inzwischen abgelegt hat. Von dem fanatischen Schöpfer idealer Schönheit ist kaum mehr geblieben als die Schwiele an seinem Mittelfinger, die er sich durch das viele Schreiben und Zeichnen zugezogen hat (was ihn mir allerdings prinzipiell sympathisch macht, denn solch eine Schwiele habe ich ebenfalls).

So lebt die Geschichte dann von den Gegensätzen der beiden weiblichen Heldinnen: Fūko ist intelligent, nachdenklich, aber auch selbstkritisch und manchmal unsicher. Michiru im Gegensatz dazu ist zwar ein unrealistischer Charakter, da sie schließlich eine fleischgewordene literarische Erfindung darstellt; aber ihre ebenso entschlossene wie liebevolle Hingabe an ihren Schöpfer sowie ihre kindliche Launenhaftigkeit und Sturheit machen eine sehr lebendig wirkende Persönlichkeit aus ihr. Dabei tritt immer wieder die Tatsache zu Tage, dass sie kein realer Mensch ist, sondern eben eine Fiktion - denn schließlich entspricht Michiru genau den Aufzeichnungen, die Yūri im Lauf der Jahre angefertigt hat: von seinen frivolen Einfällen als Achtklässler bis hin zu den magischen Fähigkeiten einer Superheldin, von denen er als Fünftklässler schwärmte.

Zwischen den beiden wird Yūri nun emotional hin- und hergezogen - und darin besteht der Sinn dieser Geschichte. Denn der Urheber einer Traumwelt muss sich letztlich von dem selbsterschaffenen Traum lösen, um ins reale Leben aufbrechen zu können, und diese Trennung kann schwierig und schmerzhaft werden - bis es ihm hoffentlich gelingt, beide Welten miteinander zu integrieren, die reale Gegenwart offen anzunehmen und dabei dennoch den Traum im Herzen zu bewahren.

Post Reply